Was ist Psychotherapie?

..ist die Wissenschaft von der Behandlung psychischer, körperlicher und psychosomatischer Erkrankungen durch systematische Beeinflussung des Seelenlebens“ (Duden, 1994)

Von griechisch psychḗ‚ Atem, Hauch, Seele‘ und θεραπεύειν therapeúein‚ pflegen, sorgen‘ abgeleitet, bedeutet Psychotherapie die „Behandlung der Seele“ mit psychologischen Methoden- wie psychotherapeutische Gespräche, Entspannungsverfahren, kognitive und imaginative Methoden.

Nach der Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses über die Durchführung der Psychotherapie (Psychotherapie-Richtlinie) in der Fassung vom 19. Februar 2009 veröffentlicht im Bundesanzeiger 2009; Nr. 58: S. 1399),

werden „Seelische Krankheiten verstanden als……. krankhafte Störungen der Wahrnehmung, des Verhaltens, der Erlebnisverarbeitung, der sozialen Beziehungen und der Körperfunktionen. Es gehört zum Wesen dieser Störungen, dass sie der willentlichen Steuerung durch die Patientin oder den Patienten nicht mehr oder nur zum Teil zugänglich sind.

Krankhafte Störungen können durch seelische oder körperliche Faktoren verursacht werden. Sie werden in seelischen und körperlichen Symptomen und in krankhaften Verhaltensweisen erkennbar, denen aktuelle Krisen seelischen Geschehens, aber auch pathologische Veränderungen seelischer Strukturen zugrunde liegen können.

Seelische Strukturen werden verstanden als die anlagemäßig disponierenden und lebensgeschichtlich erworbenen Grundlagen seelischen Geschehens, das direkt beobachtbar oder indirekt erschließbar ist.

Auch Beziehungsstörungen können Ausdruck von Krankheit sein. Sie sind für sich allein nicht schon Krankheit im Sinne der Richtlinie, sondern können nur dann als seelische Krankheit gelten, wenn ihre ursächliche Verknüpfung mit einer krankhaften Veränderung des seelischen oder körperlichen Zustandes eines Menschen nachgewiesen wurde.“

Psychotherapie im Sinne der gesetzlichen Psychotherapierichtlinie beinhaltet

„dass das Krankheitsgeschehen als ein ursächlich bestimmter Prozess verstanden wird, der mit wissenschaftlich begründeten Methoden untersucht und in einem Theoriesystem mit einer Krankheitslehre definitorisch erfasst ist.

Die Theoriesysteme müssen seelische und körperliche Symptome als Ausdruck des Krankheitsgeschehens eines ganzheitlich gesehenen Menschen wahrnehmen und berücksichtigen. Sie müssen den gegenwärtigen, lebensgeschichtlichen und gesellschaftlichen Faktoren in ihrer Bedeutung für das Krankheitsgeschehen gerecht werden.“

Die internationale statistische Klassifikation der Krankheiten ICD-10, Kapitel F, (Internationale Klassifikation psychischer Störungen) führt alle anerkannten psychischen Krankheiten auf (siehe auch www.dimdi.de). Auch die Indikation einer Psychotherapie leitet sich ab von der Diagnosestellung basierend auf dieser Klassifikation.

Psychotherapie als Leistung der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) kann im Rahmen der Psychotherapierichtlinie erbracht werden, soweit und solange eine seelische Krankheit vorliegt (siehe obige Definition).

Psychotherapie dient dazu, eine Krankheit zu erkennen, zu heilen, ihre Verschlimmerung zu verhüten oder Krankheitsbeschwerden zu lindern. Da psychische Erkrankungen immer den ganzen Menschen in seinem Erleben, Verhalten und in seinen sozialen Beziehungen, häufig auch in seiner beruflichen Tätigkeit beeinträchtigen, heißt psychotherapeutische Behandlung von Krankheiten meistens, dass nicht nur das Symptom, nicht einmal die Krankheit im engeren Sinne behandelt wird, sondern dass

-- der ganze kranke psycho-physische Mensch mit seiner ganzen Geschichte und seiner jeweiligen individuellen Lebenswelt behandelt werden muss --

Der Krankheitsbegriff der Psychotherapie ist wesentlich umfassender als der der am kranken Körper orientierten Medizin. Psychotherapeutisch betrachtet, können nicht nur einzelne Menschen, sondern auch Paare, Familien und größere Beziehungsgruppen erkranken, die folglich in Behandlung genommen werden müssen. (z. B. kann ein Kind Symptomträger einer kranken Familie sein, die in erster Linie dann Psychotherapie benötigt)

Die Grundvoraussetzung für die Aufnahme einer Psychotherapie ist der Leidensdruck der Patientin/ des Patienten.

Ebenfalls hat Ihre persönliche Bereitschaft einen großen Einfluss auf den Therapieerfolg.

Auch Ihre Motivation, sich mit Ihren Problemen auseinanderzusetzen und daran zu arbeiten, verbessert die Aussichten auf eine erfolgreiche Therapie.